Hast Du ein Problem mit Särgen?

Mit diesen Worten führte mich Laura, meine Kontaktperson mit der ich diesen Auftrag abwickeln sollte, durch einen schmalen Gang auf eine Tür zu. „Nein.“ war meine Antwort. Ich wusste schließlich, wo ich bin und in etwa auch, worauf ich mich eingelassen habe. „Solange keiner drin liegt„, versuchte ich noch in einem entspannt-lässigen Ton anzuhängen. Daraufhin stoppte Laura abrupt vor mir, sah mich etwas befremdlich an und meinte: „Hm. Doch.

Das ist einer der besten Aspekte an meinem Job: Er ist ungemein Abwechslungsreich! Es kommt zwar nicht oft vor, aber früher oder später kommt man fast überall mal hin. Abgesehen von den Standards wie Hochzeiten und Businessfotos, kommt es eben schon mal vor, dass man nur wenige Meter entfernt landende Black Hawk Hubschrauber, Flüge im Segelflugzeug, Fußball- oder Baseballstadien eben auch Beerdigungen oder, wie in diesem Fall, in einem Krematorium fotografieren darf.

Alle Särge bei uns sind gefüllt. Der Betrieb läuft ganz normal weiter…“ sagte Laura in einem neutralen Ton. „Fuck!“ Dachte ich mir, in einem nicht-neutralen Ton.

Ich hatte bislang nur einmal in meinem Leben einen toten Menschen gesehen. Damals, das musste so 2006 gewesen sein, auf einer Beerdigung. Das Ganze kam auch etwas unvorbereitet und ich erinnere mich bis heute, dass ich nicht wirklich wusste, wie ich mich verhalten soll. Dieses Gefühl hatte ich zuletzt beim Fallschirmsprung: Weglaufen ging nicht mehr. Also Augen zu und durch!

Doch Laura konnte mich beruhigen. Anders als vor 13 Jahren waren die Särge diesmal nicht offen. Die Menschen darin also nicht wirklich sichtbar, aber eben vorhanden. Insofern eine deutliche Erleichterung für mich. Damit konnte ich umgehen. Mit dem Tod an sich hab ich mich ja immerhin inzwischen lange und intensiv auseinander gesetzt. Dann konnte es ja also losgehen…

Schließlich wurde ich ja engagiert, um neue Fotos für die Homepage der Feuerbestattung Hohenburg zu machen. Auch wenn es anfangs ein wenig komisch war – im wesentlichen war es ein Auftrag wie jeder andere: Wesentliches finden. Beste Komposition suchen. Licht beachten und setzen. Nicht allzu viele blöde Sprüche ablassen und nichts umwerfen oder kaputt machen (das wäre an dieser Stelle wirklich ein ziemlicher Super-GAU). Alles wie gewohnt, nur eben in einem etwas ungewöhnlichen Umfeld.

Zwischendurch konnte ich Laura mit Fragen löchern. Mit den Standards, wie man eben dazu kommt in einem Krematorium zu arbeiten (kurze Antwort: Erst Praktikum, dann Lehre [als Bürokauffrau, wie ich mir hab erklären lassen]) über die Temperaturen im Ofen (~800° C) bis hin, wie viel denn so übrig bleibt von einem. Zitat: „Man geht in etwa wie man kommt!“ Soll heißen, zwischen 3-5 Kilo Asche bleiben übrig. Sarg inklusive.

Zum Abschluss gab es noch ein paar Mitarbeiter- und Gruppenfotos. Wie vermutet waren alle Mitarbeiter den umständen entsprechend lässig. Vermutlich eine Grundvoraussetzung, wenn man täglich mit Tod & Trauer konfrontiert ist.

Freundlicherweise darf ich hiermit ein paar Eindrücke zeigen und teilen. Dafür nochmal ein herzliches Dankeschön nach Hohenburg!

 

In diesem Sinne! Feuer frei!